Philosophie – eine Wissenschaft im Elfenbeinturm? Weit gefehlt! Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover macht es sich zur Aufgabe, herauszufinden, was der Mann (und die Frau) von der Straße von den philosophischen Inhalten, die im Institut erforscht werden, hält und weiß. Dementsprechend führen wir regelmäßig streng wissenschaftlich kontrollierte Studien durch: Wir schreiten zum Kröpcke, der Agora Hannovers, mit Aufnahmegerät und Digitalkamera bewaffnet, und stellen allen Passanten, die uns über den Weg laufen, dieselbe Frage. Auf den Spuren des Sokrates, aber bar jeder Ironie.
Dieses Mal wollten wir wissen, ob es einen Sinn des Lebens gibt. Einigen Passanten schien diese Frage zu gewichtig, andere beschieden uns knapp, wir möchten das doch bitte selbst herausfinden. Auszüge aus den profunden Antworten der offeneren Zeitgenossen/innen lesen Sie hier …
Fiph: Gibt es einen Sinn des Lebens?
Aktan: Ich glaube schon.
Fiph: Warum glauben Sie das, oder wie kann man das herausbekommen?
Aktan: Wir sind gläubig. Man kann das schon sehen, wenn man genug gelebt hat. Irgendwie gibt es Sinn.
Fiph: Wo sehen Sie am ehesten Sinn im Leben? Gibt es einen Bereich, in dem er besonders deutlich wird?
Aktan: Keine Ahnung. Man muss erst mal das Leben genießen. Das Beste erleben und versuchen, besser zu werden, sich zu verbessern. Den Leuten zu helfen, die einem etwas bedeuten.
Fiph: Gibt es einen Sinn des Lebens?
Flüchtender: Oh ne, das ist mir zu hart!
Fiph: Gibt es einen Sinn des Lebens?
Michael: Sicher gibt’s einen.
Fiph: Wie bekommt man heraus, worin er liegt?
Michael: Ich glaub’, das ist individuell, je nach Person, wie man das empfindet. Ob das jetzt Familie ist, seine Ziele zu erreichen oder Geld. Das muss jeder für sich selbst rausfinden.
Fiph: Gibt es einen Sinn des Lebens?
Tamara: Ja, ich denke schon.
Fiph: Was macht Sie da sicher?
Tamara: Also, ich bin sehr gläubig, ich glaube an Gott und bin der Auffassung, dass es einen Sinn hat, dass er den Menschen geschaffen hat. Es kann ja nicht sein, dass das einfach nur sinnlos ist.
Fiph: Sind die Menschen mit dafür verantwortlich, dass es Sinn in der Welt gibt?
Tamara: Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht.
Fiph: Oder würden Sie denken, dass alles durch Gott vorgefügt ist?
Tamara: Ja, ich denke, dass es durch Gott gegeben ist.
Fiph: Die Frage beunruhigt Sie also nicht weiter?
Tamara: Ne (lacht).
Fiph: Gibt es einen Sinn des Lebens?
Berthold: Ja, den gibt’s doch bestimmt.
Fiph: Woher wissen Sie das?
Berthold: Sonst würde das Leben keinen Sinn machen. Jeder baut sich irgendwie was auf oder legt sich Ziele vor und geht darauf hin.
Fiph: Der Gedanke, dass es keinen Sinn geben könnte, wäre unerträglich?
Berthold: Ne das nicht. Das wär‘ ja so, als ob man sich umbringen möchte, wenn man das erfahren würde – wenn es denn so wäre.
Fiph: Was empfinden Sie als sinnvoll in Ihrem Leben?
Berthold: Sinnvoll ist für mich erst einmal, mit den Leuten in Harmonie zu leben.
Fiph: Gibt es Kriterien, an denen man sich orientieren kann?
Berthold: Ich denke schon, dass sich manche an andern Leuten orientieren, wenn sie denn schon auf den Gedanken gekommen sind, viele sind ja auch mit Arbeiten beschäftigt oder leben nur für ihren Urlaub.
Fiph: Gibt es einen Sinn des Lebens?
Brigitte: Die Frage ist mir zu schwer.
Fiph: Haben Sie noch nie darüber nachgedacht?
Brigitte: Doch schon. Aber das ist situations- und altersabhängig. Es richtet sich nach allen möglichen Gründen, ob man einen Sinn sieht.
Fiph: Wir wollen Sie nicht in Verlegenheit bringen. Wir wollen nur wissen, was Menschen auf der Straße darüber denken.
Brigitte: … dass es schwer ist.
Fiph: Würden Sie sagen, dass man die Frage immer wieder neu stellen muss?
Brigitte: Ne, manchmal stellt man sie auch nicht. Dann, wenn das Leben sinnvoll ist, dann stellt man sie auch nicht. Wenn es so richtig gut geht, dann ist ja die Erfüllung, die Sinnerfüllung da; subjektiv – ob das dann objektiv stimmt, weiß ich nicht.
Fiph: Meinen Sie, dass Sinn etwas mit Glück, mit Wohlbefinden zu tun hat?
Brigitte: Wir sind ja einfach Leute, die sich befinden – wir finden das immer irgendwie – und das andere, das ist dann immer abstrakt. Das kann natürlich ganz sinnvoll sein, wenn es einem dreckig geht, aber man selber findet das in dem Moment dann absolut sinnlos. Das ist aber auch eine der schwersten Fragen, die Sie überhaupt stellen konnten. Haben Sie keine leichteren?
Fiph: Vielen Dank!
Fortsetzung folgt …
Interviews: Eike Bohlken
Fotos: Volker Drell
(Die Namen der Befragten wurden von der Redaktion geändert).
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Die Frage finde ich ganz schön schwer. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich meinen Sinn im Leben schon gefunden habe und ob es nur einen gibt….