Nachhaltige
Entwicklung ist und bleibt ein Dauerthema. Die globale Klimabewegung
veranschaulicht das aktuell wohl am deutlichsten. Der anthropogene Klimawandel
stellt eine immense Bedrohung für die Möglichkeit auf ein gutes Leben heutiger
wie zukünftiger Menschen dar. Diese Möglichkeit sicherzustellen, ist das
erklärte Ziel Nachhaltiger Entwicklung (WCED 1987) und die Bekämpfung des
Klimawandels somit eines ihrer Hauptanliegen. Wirksame Handlungen aller Akteure
— der Politik sowie Wirtschaft und Gesellschaft — sind dringend geboten.
Das
Chthuluzän ist ein Zeitalter, in dem die Hoffnung für alle In-der-Welt-seienden
Agent*innen wieder wachsen muss. Nur in der Allianz von Mensch(en), Natur und Technik
wächst das Rettende. In der Entwicklung einer neuen Ontologie, die sich am
Aufeinandertreffen in der Welt orientiert, kann das komplexe Netz der
Verweisungen (technischer Systeme) wieder denkbar und begreifbar gemacht
werden. Dieser Essay plädiert für eine Neubegegnung mit der Welt in ihrer
Gesamtheit aus Natur und (Techno)Kultur, um das mythisch gewordene Sosein der
Technik neu denken zu können und damit neue Antworten auf die drängenden Fragen
dieser Zeit entwickeln zu können. Er greift dabei auf die Positionen
neomaterialistischer Denker*innen zurück und versucht eine Zusammenführung mit
technikphilosophischen Positionen und Ansätzen, sowie einem generellen
Nachdenken über Technik. Die Frage nach der Technik muss sich immer mit der
Frage danach verbinden, worauf wir hoffen dürfen – mit einem Wir, das Menschen
wie die Anderen-in-der-Welt-Seienden (critters) meint. Dabei soll
herausgestellt werden, dass es den Menschen, mit deren Fähigkeit zum Antworten,
d.i. response-ability, obliegt, in eine lebbare Zukunft zu weisen, für die es
sich zu hoffen und zu kämpfen lohnt.
Einleitung
Unter dem Motto „Fridays for Future”[1] gehen aktuell international Schüler*innen
auf die Straße, um für eine nachhaltige Klimapolitik zu demonstrieren. Die
Jugend begehrt auf, um ihre Zukunft zu schützen. Die Zeit scheint gekommen, in
der das Damoklesschwert des Klimawandels über dem reichen Gabentisch des
Kapitalismus nicht länger ignoriert werden kann. Der Klimawandel ist zum Sinn-
und Streitbild des ausufernden technischen Systems geworden, das sich auf
fossile Brennstoffe gründet und in der scheinbaren Omnipräsenz seiner
Auswirkungen den Begriff des Anthropozän hervorgebracht hat, d.i. das Zeitalter
der Allgegenwart der Spuren des Menschen in der (Um)Welt.
1. Rousseau oder die Einführung des
Bartes in die Philosophie
In
seinen Bekenntnissen berichtet
Rousseau, wie er anlässlich der Premiere einer seiner Opern an den Hof des
Königs geladen wurde. Die meisten würden diesen Anlass als Chance betrachten, einen
guten Eindruck zu hinterlassen und penibel darauf achten, in ihrer Kleidung
gegen keine der gängigen Konventionen zu verstoßen. Nicht so der geistige
Unruhestifter aus Genf. Ganz bewusst verweigert er sich dieser symbolischen
Unterwerfungsgeste und kleidet sich so, wie er es jeden Tag tut: „mit starkem
Bart und ziemlich schlecht gekämmter Perücke“[1].
Er rechtfertigt sein, wie er selbst zugibt, unanständiges Verhalten sich selbst
gegenüber:
Die ungleiche Situation von Mann und Frau ist ein alter Hut. Sie bestand schon lange, bevor die französische Philosophin Simone de Beauvoir 1949 ihr Grundlagenwerk »Das andere Geschlecht« veröffentlichte. Ihr erklärtes Ziel war damals, die Ursachen dieser Ungleichbehandlung zu analysieren, um die Frauen aus diesem Teufelskreis zu befreien. Die Philosophin diagnostizierte seinerzeit, dass diese Welt immer den Männern gehört habe und noch immer gehöre. Beauvoirs Buch zeigt akribisch, dass sich patriarchale Strukturen an nahezu allen Orten unseres Lebens finden lassen und wie sie sich bemühen, die Unterdrückung zu halten.
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