Liebe Blogger-Freundinnen und -Freunde, im Juli möchten wir mit Euch ein Experiment wagen. Wir möchten herausfinden, welches philosophische Potenzial in der kollektiven Intelligenz (Schwarmintelligenz) steckt. Jede Woche wird es eine Frage geben. Bitte schreibt zu dieser Frage ein eigenes Statement und versucht, dieses Statement mit anderen Statements zu verbinden, zu korrigieren, zu überarbeiten, weiterzuschreiben etc. Vielleicht entsteht am Ende ein einziges Statement, verfasst von einem AutorInnen-Kollektiv. Die Frage für diese Woche lautet:
Ist Philosophie eine Weisheit und wenn ja, woran erkennt man Weisheit?
Die Philosophie ist seit Luther vom Protestatnismus als „Weltweisheit“ verspottet worden. Diese Debatte hat sich heute erledigt. Immer wieder wird der Philosophie Weisheit zugeschrieben. Dahinter scheint ein metaphysisches Bedürfnis zu stehen. In der heutigen nachmetaphysischen Zeit aber nimmt die Rede von der Weisheit kein Mensch mehr wirklich ernst. Zumal sich gezeigt hat, dass die Weisheitssprüche der philosophia perennis Alltagswahrheiten enthalten, Lebensweisheiten, die in allen Kulturen ungefähr gleich lauten. Wie sollte es auch anders sein? Ich jedenfalls fühle mich „kein bischen weise“. Bin ich deshalb kein Philosoph?
Lieber Herr Fellmann,
unabhängig von der Frage nach dem Zusammenhang von Philosophie und Weisheit habe ich mich beim Lesen Ihres Beitrages gefragt, ob die von Ihnen als „metaphysische Bedürfnisse“ bezeichneten Bedürfnisse in der nachmetaphysischen Zeit tatsächlich an Bedeutung verlieren, oder solche vielleicht sogar gewinnen. Was denken Sie?
Ich denke, dass zum Menschen als rechtfertigungsbedürftigem Wesen die metaphysischen Bedürfnisse gehören. Ich habe allerdings den Eindruck, dass in unserer Wohlstandsgesellschaft der Lebensstil die Bedürfnisbefriedigung übernimmt. Wer dauernd im Wellnessbereich der Welt lebt, hat kaum noch Anlaß, über das nachzudenken, was das Menschsein ausmacht. Wir geben uns mit dem zufrieden, was die Medien an Surrogaten liefern. Vorgestern zum Beispiel den „kleinen Prinzen“ im englischen Königshaus. Wir vergessen darüber, dass in Afrika jeden Tag tausende kleiner Kinder elend verrecken. Macht es Sinn, darüber zu klagen? Ich weiß es nicht, wirklich nicht.