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Philosophie am Kröpcke: Sind Sie ein souveräner Konsument? (Teil 2)

Veröffentlicht am 14. Oktober 2013

Hannover, Kröpcke-Uhr

Philosophie – eine Wissenschaft im Elfenbeinturm? Weit gefehlt! Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover macht es sich zur Aufgabe, herauszufinden, was der Mann (und die Frau) von der Straße von den philosophischen Inhalten, die am Institut erforscht werden, weiß und hält. Pünktlich zu jeder Ausgabe des fiph-Journals führen wir dementsprechend eine streng wissenschaftlich kontrollierte Studie durch: Wir schreiten zum Kröpcke, der Agora Hannovers, mit Digitalkamera und Aufnahmegerät bewaffnet, und stellen allen Passanten, die nicht schnell genug flüchten, dieselbe Frage. Auf den Spuren des Sokrates, aber bar jeder Ironie.

In Erweiterung des Themas „Wirtschaftsphilosophie“ und zur Vorbereitung weiterer Forschungsarbeiten wollten wir diesmal wissen: „Sind Sie ein souveräner Konsument?“ Leider wussten manche Hannoveraner nur wenig mit dieser Frage anzufangen. Auszüge aus den souveränsten Antworten lesen Sie hier …

fiph: Sind Sie ein souveräner Konsument?
Sebastian: Ja, ich denk‘ schon. Also ich achte sehr darauf, was ich konsumiere.
fiph: Und nach welchen Kriterien gehen Sie da vor?
Sebastian: Also ich bin eher so der Qualitätstyp. Ich kaufe auch mehr Bio als normale Produkte, nur weil sie jetzt gerade günstiger sind. Die Produkte wirken ja auch auf den Körper ein. Und das strahlt man dann auch nach außen ab. Wenn ich immer nur schlechtes Fastfood esse … Gut, bei Alkohol ist es halt Alkohol, und Zigaretten sind halt auch Zigaretten, da achte ich jetzt nicht auf eine bestimmte Marke.

fiph: Sind Sie ein souveräner Konsument?
Wilhelm: Ja, könnte man sagen.
fiph: Nach welchen Kriterien orientieren Sie sich dabei?
Wilhelm: Qualität ist das A und O. Ich kaufe vorwiegend deutsche Produkte. Das würde ich allen empfehlen, damit unsere Arbeitsplätze hier erhalten bleiben.
fiph: Spielen moralische Überlegungen für Sie eine Rolle?
Wilhelm: Minimal. Qualität ist das Entscheidende, und danach kaufe ich. Deswegen bin ich souverän! Moralische Orientierung sollte man grundsätzlich haben. Aber nur nach Moral – das gibt’s auch nicht.

fiph: Sind Sie eine souveräne Konsumentin?
Petra: Ja.
fiph: Spielen moralische Kriterien bei Ihren Kaufentscheidungen eine Rolle?
Petra: Ja, immer. Zum Beispiel kaufe ich nicht bei Lidl, Aldi und Co wegen der Arbeitsbedingungen. Ich verzichte möglichst darauf, Kleidung bei Firmen zu kaufen, die in Ländern fertigen lassen, wo sie die Leute schlecht bezahlen. Ich kaufe lieber bei Hess Natur, muss aber auch dazu sagen, dass ich nicht viel kaufe.
fiph: Passen Wirtschaft und Moral für Sie zusammen?
Petra: Ja, es könnte gehen.
fiph: Was steht dem entgegen?
Petra: Die Profitgier und die Gier allgemein, dass man alles möglichst billig haben will. Diese Geiz-ist-geil-Mentalität.
fiph: Denken Sie, dass eingeschränkter Konsum ein Mittel ist, um die Welt besser zu machen?
Petra: Ja.
fiph: Sollte der Staat regulierend eingreifen?
Petra: Es wäre schon sinnvoll, wenn die Regierung ein Auge darauf hat, wobei ich nicht der Meinung bin, dass man das zu stark einschränken soll. Freie Marktwirtschaft ist schon richtig.

fiph: Sind Sie souveräne Konsumenten?
Marc: Das sollte schon wichtig sein. Man hat aber nicht immer genug Geld am Ende des Monats. Angenommen, ich hab‘ jetzt Hunger auf Schokolade; dann kann ich mir keine Tafel für zwei Euro, fairtrade oder so, kaufen. Bio und fairtrade ist ‘ne ganz tolle Sache, aber es ist wirklich sehr teuer.

fiph: Sind Sie ein souveräner Konsument?
Szandor: Nein, ich kaufe nur das, was notwendig ist. Philosophisch würde ich sagen: Es sollte glücklich machen! Zum Beispiel würde ich ein schönes Steak einer neuen hochgehypten Sache vorziehen, weil ich einfach aus Erfahrung weiß, das Steak macht mich satt, macht mich glücklich.
fiph: Sind für Sie bei Lebensmitteln die Produktionsbedingungen oder der Geschmack die Hauptsache?
Szandor: Genuss steht an erster Stelle, ich betrachte das sehr epikureisch. Also nicht zu hedonistisch alles futtern, sondern Maß halten und den Wert, das Besondere schätzen.
fiph: Spielen moralische Überlegungen für Sie eine Rolle?
Szandor: Mitunter, wenn es zum Beispiel um Kinderarbeit geht. Man hat ja ein Gewissen.
fiph: Passen Wirtschaft und Moral zusammen?
Szandor: Das ist schwer. Denn es geht ja um Konkurrenz und nicht nur um Harmonie; es ist ja ein Ausstechen. Das spiegelt sich auch in der Physiognomie der Leute. Sie sehen nicht glücklich aus, selbst wenn sie Millionen nach Hause tragen.

(Die Namen der Befragten wurden von der Redaktion geändert)

Interviews: Eike Bohlken und Volker Drell

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Beitragsthemen: Anthropologie | Ökonomie

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