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Philosophie am Kröpcke: Sind Sie ein Weltbürger? (Teil 1)

Veröffentlicht am 5. August 2013

Hannover, Kröpcke-Uhr

Philosophie – eine Wissenschaft im Elfenbeinturm? Weit gefehlt! Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover macht es sich zur Aufgabe, herauszufinden, was der Mann (und die Frau) von der Straße von den philosophischen Inhalten, die am Institut erforscht werden, weiß und hält. Pünktlich zu jeder Ausgabe des fiph-Journals führen wir dementsprechend eine streng wissenschaftlich kontrollierte Studie durch: Wir schreiten zum Kröpcke, der Agora Hannovers, mit Digitalkamera und Aufnahmegerät bewaffnet, und stellen allen Passanten, die nicht schnell genug flüchten, dieselbe Frage. Auf den Spuren des Sokrates, aber bar jeder Ironie.
In den Korridoren zwischen den Baustellen und vor der verhüllten Kröpcke-Uhr wollten wir dieses Mal wissen, wie weltoffen die Hannoveraner sind. „Sind Sie ein Weltbürger?“ lautete unsere Frage. Auszüge aus den profunden Antworten lesen Sie hier …

fiph: Sind Sie ein Weltbürger?
Georg: Was meinen Sie damit?
fiph: Sehen Sie sich nur als deutscher Staatsbürger, oder sind Sie auch Bürger der Welt?
Georg: Nö, eigentlich nicht.
fiph: Sie würden sagen, man kann nur Bürger seines Heimatlandes sein?
Georg: Nee, nicht unbedingt, aber wo soll ich anders hin?
fiph: Fühlen Sie sich als Bürger von Europa?
Georg: Ja klar, Deutschland gehört ja zu Europa, warum nicht?
fiph: Könnten Sie sich eine Ausweitung auf einen Weltstaat oder eine Weltgesellschaft vorstellen?
Georg: Hmm, doch bestimmt, irgendwann mal – aber im Moment …
fiph: Sind die Menschen da noch nicht reif für?
Georg: Nee, find’ ich nicht.
fiph: Was müsste sich dafür ändern?
Georg: Keine Ahnung, vielleicht: Kein Krieg mehr! Das wär’ schon mal ein Anfang.

fiph: Versteht ihr euch als Weltbürger?
Lukas: Schon, ja.
fiph: Was heißt das für euch?
Lukas: … dass man relativ international lebt, dass man gut Englisch spricht, viel reist.
fiph: Fühlt ihr euch Menschen aus anderen Kulturen verbunden?
Lukas: Verbunden vielleicht nicht, aber … auch nicht abgeneigt.
fiph: Haben wir Pflichten gegenüber Menschen aus anderen Ländern oder anderen Kulturen?
Lukas: Wir haben Pflichten gegenüber allen Menschen, dass man z.B. die Menschenrechte berücksichtigt. Das ist ja kulturunabhängig.

fiph: Sind Sie eine Weltbürgerin?
Christine: ..?
fiph: Sie sind ja wahrscheinlich deutsche Staatsbürgerin?
Christine: Ja.
fiph: Die Frage ist nun, kann man auch Bürger der ganzen Welt sein?
Christine: Nein, ich denke nicht. Es gibt ja in jedem Land unterschiedliche Sitten, Bräuche und Verhaltensweisen. Und ich denke, jeder Bürger hat auch ein anderes Empfinden für seinen Staat.
fiph: Machen diese kulturellen Differenzen es unmöglich, dass alle Menschen Mitglieder eines Weltgemeinwesens sein könnten?
Christine: Nein.
fiph: Haben wir Verpflichtungen gegenüber Menschen aus anderen Kulturen?
Christine: Ja, zumindest, dass man alle akzeptieren muss.

fiph: Darf ich Ihnen eine philosophische Frage stellen?
Passanten: Wir kennen uns hier auch nicht aus.

(Die Namen der Befragten wurden von der Redaktion geändert)

Interviews: Eike Bohlken und Christian Rößner

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1 Kommentar

  1. Stanley Kubrick lässt seinen Protagonisten in „Full metal jacket“ auf die Frage eines Journalisten, wie dieser sich in Vietnam fühle, antworten: ;,Nun, es ist sehr interessant. Ich begegne hier Menschen einer uralten Kultur und kill sie.“

Beitragsthemen: Globalisierung

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