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Philosophie am Kröpke: Trennt die Technik den Menschen von der Natur? (Teil 1)

Veröffentlicht am 2. September 2013

Hannover, Kröpcke-Uhr

Philosophie – eine Wissenschaft im Elfenbeinturm? Weit gefehlt! Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover macht es sich zur Aufgabe, herauszufinden, was der Mann (und die Frau) von der Straße von den philosophischen Inhalten, die im Institut erforscht werden, hält und weiß. Pünktlich zu jeder Ausgabe des fiph Journal führen wir dementsprechend eine streng wissenschaftlich kontrollierte Studie durch: Wir schreiten zum Kröpcke, der Agora Hannovers, mit Digitalkamera und Aufnahmegerät bewaffnet, und stellen allen Passanten, die uns über den Weg laufen, dieselbe Frage. Auf den Spuren des Sokrates, aber bar jeder Ironie.

In Ausrichtung am Thema des zweiten Festivals der Philosophie „Mensch – Natur – Technik“ wollten wir wissen: „Trennt die Technik den Menschen von der Natur?“ Auszüge aus den profunden Antworten lesen Sie hier …

 fiph: Trennt die Technik den Menschen von der Natur?

Jana: Zum Teil ja. Kommt darauf an, wie weit sich der Mensch davon beeinflussen lässt. Weil er sich davon abhängig macht.

fiph: Nun hat der Mensch die Technik ja selbst in die Welt gebracht. Kann er sich dann überhaupt von ihr lösen?

Jana: Nee, ich glaub’, das ist jetzt einfach so ins Rollen gekommen über die Jahrhunderte. Und der Mensch ist eigentlich auch so geschaffen, dass er sich immer weiterentwickeln möchte, und das wird jetzt auch nicht aufhören, denk ich mal.

fiph: Könnte es sinnvoll sein, auf bestimmte Techniken zu verzichten?

Jana: Ökologisch gesehen bestimmt – aber die Bequemlichkeit wird einen davon abhalten.

fiph: Sie sind also eher pessimistisch?

Jana: Ich bin da eher realistisch, würde ich sagen. Man sieht ja, wie das läuft, und wie sich die Menschen so daran gewöhnt haben, dass sie ohne gar nicht mehr können.

fiph: Trennt die Technik den Menschen von der Natur?

Sören: Nicht immer, aber oft. Man sieht ja jetzt auch, was sich die Natur so zurückholt. Irgendwelche Katastrophen oder Klimaerwärmung – das schlägt ja alles wieder auf uns zurück. Da hilft ja keine Technik. Und von daher wäre es eigentlich das Beste, auf ein bisschen Technik zu verzichten.

fiph: Auf welche Arten von Technik denn zum Beispiel?

Sören: In der Autoindustrie sollte man umstellen auf Elektromotoren und auf weniger Autos. Man muss ja nicht auf alles verzichten, sondern man kann ja auch ein bisschen zurückfahren mit dem Ganzen.

fiph: Trennt die Technik den Menschen von der Natur?

Stephan: Die Frage ist ja viel zu allgemein! Natürlich trennt die Technik den Menschen von der Natur!

fiph: Ist das ein Problem?

Stephan: Hmm. Wir können uns dem ja nicht widersetzen. Die ersten Techniken, die den Menschen von der Natur trennten, waren wahrscheinlich die Städte. Und dann ist es zu einer Gegenbewegung gekommen, 1904 oder 1905, mit der Wandervogelbewegung. Die Menschen möchten ja die Natur nicht missen.

fiph: Würden Sie sagen, dass es so etwas wie gute und schlechte Technik gibt?

Stephan: Das ist schwer zu sagen. Sie wissen ja: Jede Entwicklung hat auch ihre negativen Seiten. Sie   haben also ein Handy, das hat auch seine großen negativen Seiten.

fiph: Gibt es Technologien, auf die wir verzichten sollten?

Stephan: Es gibt schwierige Technologien, die uns mit ihren Folgen das Leben sehr schwer machen. Aber ich würde nicht direkt sagen, wir sollten auf Technologien verzichten. Ich bin kein Technikfeind. Natürlich müssen wir uns alle bemühen, die Natur nicht untergehen zu lassen und so weit wie möglich zu erhalten.

 

fiph: Trennt die Technik den Menschen von der Natur?

Dirk: Ja. Natur ist Natur und Technik ist Technik.

fiph: Kann man Natur und Technik zusammen denken?

Dirk: Natürlich! Kann man verbinden: Wenn ich mein Laptop nehme und in den Garten geh’.

fiph: Sind Sie dann nicht doch noch getrennt von der Natur?

Dirk: Vielleicht ein bisschen abgelenkt, aber ich bin in der Natur.

Interviews: Eike Bohlken und Mandy Dröscher

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Beitragsthemen: Natur | Technik

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