
Technik steht uns nicht einfach in ihrer Materialität verheißungsvoll oder bedrohlich gegenüber. Eine philosophische Auseinandersetzung mit Technik muss gleichermaßen fragen, wie unsere praktischen Vollzüge immer schon »technisiert« sind, also Praxis selbst ein technisches Moment innewohnt. Ausgehend von diesem Gedanken werde ich im Folgenden die Praxis des Skippens als eine dialektisch verfasste Kulturtechnik untersuchen[1] Wenn vom Skippen als einer Kulturtechnik die Rede ist, geht es nicht bloß um einzelne Praktiken, die im Umgang mit einzelnen Artefakten in spezifischen Situationen auftauchen. Die Rede von einer Kulturtechnik zielt auf die Frage ab, wie eine Praxis umgreifend den praktischen Umgang mit und den Zugriff auf Welt, somit also Weltverhältnisse prägt. Diese Überlegungen schließen an Benjamins Gedanken an, die er in seinem Kunstwerkaufsatz entwickelt. Für Benjamin ist Wahrnehmung nicht natürlich und unveränderlich, sondern trägt einen historischen Index, sie ist »geschichtlich bedingt« (Benjamin 1963:14). Von Interesse für Benjamin waren bekanntermaßen die neuen Reproduktionsmöglichkeiten der Fotografie und des Films, die in Folge technischer Innovation ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auftraten. Diese machten nicht nur eine Neubestimmung dessen notwendig, was als »Kunst« galt, sondern veränderten auf eine fundamentale Weise, die Art wie überhaupt wahrgenommen und schließlich gehandelt wurde. Entscheidend ist dabei die Annahme, dass Technologien unsere Wahrnehmung und damit unsere Weltverhältnisse selbst strukturieren und formen können.[2] Genau gefasst lautet daher die Frage: Wie strukturieren und modifizieren technologisch bedingte Praktiken wie das Skippen die Praxisformen von Subjekten?