InDepth – shortread: Was ist Hate Speech? Ein Vorschlag zur Begriffsexplikation

Inga Bones

Der englischsprachige Ausdruck Hate Speech, manchmal als „Hassrede“ oder „Hassbotschaft“ übersetzt, hat sich im deutschsprachigen Raum mittlerweile fest etabliert. Hate Speech wird im öffentlichen Diskurs besonders häufig im Zusammenhang mit der Funktionslogik des Internets und sozialer Netzwerke thematisiert. Expert*innen warnen vor einer zunehmenden Radikalisierung in den „Echokammern“ und „Filterblasen“ von Facebook, Twitter, YouTube und Co.[1] Und tatsächlich legen aktuelle Studien nahe, dass in den vergangenen Jahren eine Zunahme diskriminierender, hasserfüllter oder hetzerischer Äußerungen im Internet zu verzeichnen ist. So stimmten drei Viertel (76 %) aller Teilnehmenden der bislang umfangreichsten Befragung deutscher Internetnutzer*innen der Aussage zu, dass „aggressive und abwertende Kommentare im Netz […] in den letzten vier Jahren zugenommen [haben].“[2] Bei weitem nicht alle solcher Kommentare sind strafbar. Jedoch hat sich auch die Zahl strafbarer Hassdelikte „mit dem Tatmittel Internet“ zwischen 2014 und 2016 annähernd verdreifacht, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Partei „Die Linke“ im Juli 2019 hervorgeht.[3]

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InDepth – longread: Gewalt, Macht und Leben

Entstehung, Entwicklung und Entsetzung der Gewalt bei Giorgio Agamben

Antonio Lucci

  1. Einführung

Giorgio Agambens Reflexionen zur Gewaltthematik durchziehen dessen gesamtes Werk:[1] Er widmete sich der Thematik, wenngleich kaum systematisch oder programmatisch, so doch kontinuierlich und dauerhaft, während seiner gesamten Schaffenszeit mit entsprechenden Analysen. Betrachtet man die a-systematische Ausrichtung der Herangehensweise Agam­bens,[2] so könnte man behaupten, dass gerade dieses Fehlen einer Programmatik der Untersu­chungen zur Gewalt sein stetiges Interesse bekundet: Anstatt dieser Forschungsmaterie le­diglich eine eigens für sie angelegte, erschöpfende Studie zu widmen, behandelt Agamben sie über eine sehr große Zeitspanne hinweg immer wieder, jedoch ohne sie zu einem abschlie­ßenden Punkt geführt zu haben.[3]

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Schwerpunktbeitrag: Subtile Gewalt. Gedanken zu Sprache und Frieden

Liebsch Foto

Burkhard Liebsch

Neueren Erforschungen des Zusammenhangs von Sprache und Gewalt zufolge ist letztere so sehr in der Sprache selbst derer heimisch geworden, die im Zeichen des Guten „eines Sinnes“ zu sein behaupten, dass man sich kaum mehr menschliche Lebensformen vorzustellen vermag, die von dieser Last gänzlich befreit wären. Allenfalls um den Preis erneuter Gewalt, im Zuge einer gewaltsamen Reinigung der Sprache, wäre die Gewalt (wenn überhaupt) aus ihr zu vertreiben. Aber muss man sich, wenn man mit einer solchen „Endlösung“ nicht liebäugeln mag, darum unvermeidlich mit der Gewalt resignativ, zynisch oder defätistisch abfinden, die selbst wohlmeinendster, angeblich herrschaftsfrei und gewaltlos vonstatten gehender Verständigung inhärent zu sein scheint? Weiterlesen

InDebate: Weltanschauliche Konflikte

 

Oliver Wendell Holmes Jr. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AOliver_Wendell_Holmes_Jr_c1924.jpg

Oliver Wendell Holmes Jr. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AOliver_Wendell_Holmes_Jr_c1924.jpg

Da unsere Blogger*innen Urlaub machen, starten wird in der Rubrik „InDebate“ mit neuen Beiträgen erst wieder Ende August. In der Zwischenzeit würden wir uns freuen, wenn Ihr an dieser Stelle in die Diskussion zu den jeweiligen Themen einsteigt. Als Ausgangspunkt der Diskussion stellen wir ein kontroverses Zitat zur Debatte.

Das Thema der nächsten beiden Wochen sind weltanschauliche Konflikte. Weiterlesen