
Thomas Polednitschek
Man kann Philosophie nicht lernen wie Physik.
(Michael Hampe)
Philosophische Praxis ist das, was sich zeigt. In der Tätigkeit eines Praktikers zeigt sich, was Philosophische Praxis ist. Darum stimmt für Philosophische Praxis Wittgensteins Satz aus seinem Tractatus: Die Philosophie ist keine Lehre, sondern eine Tätigkeit. (4.112)[1] Weil aber Philosophische Praxis eine Tätigkeit und keine Lehre ist, kann es von ihr auch kein Lehrbuch geben. Lehrbücher gibt es da, wo ein Sachverhalt der Gegenstand eines Lehrbuches ist, z. B. die Persönlichkeitsstörungen von Psychotherapie-Klienten. Die Wissenschaften haben es mit Sachverhalten zu tun, die Gegenstand eines Lehrbuches sind. Von Philosophischer Praxis kann es kein Lehrbuch geben, weil Philosophische Praxis kein Sachverhalt ist, der Gegenstand eines Lehrbuches werden kann. Von Deleuze und Guattari kann dieser Unterschied zwischen Philosophischer Praxis und Wissenschaft aus ihrem Buch: Was ist Philosophie? gelernt werden. Die Wissenschaft hat es mit einem Sachverhalt zu tun, auf den man sich refentiell beziehen kann[2] (sic!). Philosophische Praxis ist dagegen nichts, worauf Bezug genommen werden könnte, weil sie sich allein in der Tätigkeit eines Praktikers zeigt. Diese Tätigkeit macht Philosophische Praxis zu dem Medium des Praktischwerdens von Vernunft als Freiheit. Ich könnte auch sagen: Philosophischer Praktiker ist, wer den Nektar der philosophischen Tradition in Honig für seine Gäste verwandelt.
Philosophische Praxis kennt keine Lehrbücher, sie kennt aber sehr wohl Lehrer. Weiterlesen →