Christoph Paret
Vor 55 Jahren wurden die ersten Ergebnisse des Milgram-Experimentes publiziert.[1] Auf dieses Experiment trifft zu, was Hans Blumenberg von den Ernstfällen gesagt hat, welche die vorausgegangenen Generationen durchstehen mussten: In Gedanken daran sind wir zugleich von Abscheu und von Neid erfüllt.[2] Von Abscheu, nicht nur, wenn wir daran denken, was Milgrams Versuchspersonen zugemutet wurde, sondern auch, wenn wir uns bewusst machen, wie jämmerlich sie bei dieser Bewährungsprobe abgeschnitten haben. Von Neid, weil sich ihnen immerhin eine Möglichkeit bot, die den meisten von uns verwehrt bleibt: Sie konnten sich ihre Erprobungsfestigkeit vor Augen führen. Wir dagegen können allenfalls hoffen, dass wir anders gehandelt hätten als die durchschnittliche Versuchsperson. Doch wie könnten wir uns dessen gewiss sein? Weiterlesen